Der Weg ist das Ziel

…lautet eine bekannte Redensart und ich glaube da ist was dran. Seit meinem letzten Beitrag ist einiges passiert, seit der Amputation noch viel mehr!

Auch wenn es auf dem Blog die letzten paar Wochen eher ruhig war (auf Instagram schaff ich es etwas öfter), hat der ein oder andere vielleicht etwas von mir gelesen. Ich durfte nämlich einen Artikel für das Magazin Barrierefrei schreiben. Als ich dann vor kurzem quasi mich selbst auf Hochglanzpapier in den Händen hieltScreenshot des Artikels, konnte ich es kaum glauben. Noch nie kam mir eine Seite so groß vor!

Passenderweise habe ich fast zur selben Zeit einen Bericht für die Schülerzeitung von mir gefunden. Zu dieser Zeit war ich ungefähr in der sechsten Klasse und der Text ist das genaue Gegenteil vom jetzigen Artikel, oder von diesem Blog hier. Damals war es mir unangenehm so viel preis zu geben oder über mein Handicap zu reden. Am liebsten hätte ich unsichtbare Prothesen gehabt und meine Behinderung wo es nur geht versteckt. Die Pubertät war daran vermutlich stark beteiligt.

Und nun sitze ich hier glücklich vor der aktuellen Ausgabe der Barrierefrei, mit einem riesigen Bild von mir auf dem ich die Prothesen in Szene setze. Handicap in your face!

Da hier ja urplötzlich der Hochsommer ausgebrochen ist, war ich nach einem „Prothesenevent“ letzte Woche,  sogar in Shorts in der Darmstädter Innenstadt. Wie voll die Plätze und Cafés bei gutem Wetter sind wisst ihr ja selbst.

Das Besondere für mich daran war, dass ich mich in keinster Weise unwohl gefühlt habe – nicht mehr wie das angestarrte Zootier von früher. Ein eindeutiges Indiz dafür: Ich hatte nichtmal eine Wechselhose dabei, obwohl ich mir denken konnte, dass es nach  dem Event noch in die Stadt geht.  Abgesehen davon, dass ich so nicht unaufällig in irgendeiner schwarzen Hose vor mich hin köcheln musste, war es einfach so ein befreiendes Erlebnis. Endlich scheine ich ein gesundes Level von Selbstakzeptanz und Selbstliebe gefunden zu haben. Vor wem verstecken?

Auch im Fitnessstudio war ich bereits in Shorts und das, obwohl die Cheetahs aka. Sportbeine sehr viel aufälliger sind. Ganz zu schweigen von den supersexy Silikonkniekappen, die über den halben Oberschenkel reichen. Und auch hier war es mir nicht unangenehm. Kein Spießrutenlauf zwischen den Gewichten mehr. Als wegen der Temperaturen mal wieder mein Swimmingpool-to-go am Start war, habe ich mir, ohne mit der Wimper zu zucken, die Prothese zwischen den Geräten gerichtet. Sonst hätte ich auch alle fünf Minuten aufs Klo rennen müssen, als hätte ich die Blasenentzündung meines Lebens.

Natürlich ist immernoch viel Luft nach oben! Ich glaube nicht, dass das Entwickeln jemals aufhört. Aber vielleicht kommt dann als nächstes der Schritt zur Prothese ohne Kosmetik (die passt sowieso NIE zu meinem Hautton „Alpinaweiß“) und danach eben die nächste Challenge?

Der Weg ist das Ziel und es gibt so viele schöne Etappen unterwegs!

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