Hallihallo hier bin ich wieder 🙂
Zurück gekehrt aus einem halbwegs sommerlichen Urlaub.
Was meine Beine betrifft hatte ich nochmal Glück, denn trotz ein paar wunder Stellen, konnte ich durch das schöne Lignano Sabbiadoro schlendern.
Die gar nichtmal so kleine Touristenstadt hat einiges zu bieten. Eigentlich wollten wir hauptsächlich den Strand, wie ihr ihn oben seht, nutzen und so gut es geht braun werden. Die Wetterfee hatte aber schlechte Laune und begoss uns regelmäßig.
Gnädigerweise hatten wir aber auch mal Sonne und warme Luft zum baden.
Ich sage euch der Strand dort an der Adria ist riesig und bei gutem Wetter natürlich auch sehr belebt ! Trotzdem schaffen es die Leute dort, dass er immer perfekt aufgeräumt und sauber ist und alle Liegen und Schirme in ordentlichen Reihen stehen.
Der fast perfekte Frieden wird leider aber im Minutentakt von penetranten Strandverkäufern gestört. Diese sowohl lustigen, als auch nervigen Gestalten, übertönen die Möven mit Slogans wie : “ Looki Looki, guter Preis, billig Preis, Lady Lady – Looki Looki“. Und glaubt mir genauso oft wie sie es sagen, machen sie auch looki looki, beispielsweise bei meinen „Designerbeinen“.
Noch nie habe ich so viel Dreistigkeit erlebt. Einfach nur relaxen und den Alltag vergessen war der Plan, was aber nicht so einfach ist, wenn dir permanent jemand ungeniert auf die Beine starrt, als sähen sie total außerirdisch aus.
Auch wenn ich sehr wohl dazu stehe und meine Prothesen mit Würde trage, ist es mir ziemlich unangenehm angestarrt zu werden. Ich denke mal das ist nachvollziehbar….
Leider bin ich im Bikini so gesehen aber blosgestellt, man könnte fast sagen nackt. Darauf zu verzichten am Strand zu liegen, kommt für mich aber nicht in Frage, denn mir wurde genug genommen und ich lasse mir den Rest nicht vermiesen.
Bei jeder Kosmetischen Verkleidung achte ich penibel darauf, dass meine Prothesen möglichst echt aussehen und weniger auffallen, einfach weil ich ungestört rumlaufen möchte, ohne mich wie ein Zootier zu fühlen. Ich meine was macht einen denn so unmenschlich wenn man Ersatzbeine hat? Zumindest scheint es ungeheuer interssant zu machen, was ich allerdings nicht nur positiv sehen kann! Ich möchte aus anderen Gründen wahrgenommen oder angesprochen werden. Und leider verunsichert mich das oft sehr. Mit Freunden und Familie unterwegs zu sein unterstützt mich dabei aber enorm.
Ganz ignorieren kann man es leider eh nie! Wobei ich sagen muss, dass es in gewisser Weise natürlich normal ist, Dinge die ungewohnt aussehen, anzustarren.
Es stört mich auch nicht dannach gefragt zu werden, nur die Leute, die versuchen heimlich zu glotzen, und ja ich muss es glotzen nennen, die bedrücken mich am meisten, weil ich weiß, dass dann hinter mir getuschelt wird und das ist mir einfach immer unangenehm. Ich führe so gut ich kann ein normales Leben und genau das sollen meine Mitmenschen auch wissen.
Ich sehe anders aus und ja ich bin behindert, aber deswegen noch lange kein Pflegefall oder Kommunikations unfähig!
Auf irgendeine Weise beruhigend sind deswegen die Blicke, die ich ernte wenn ich auf einem Behindertenparkplatz stehe und ganz normal, ohne Hilfsmittel oder humpeln aussteige. Dann sind die Leute nämlich sehr wachsam und kritisieren sofort los, was man sich denn für Frechheiten erlaubt, sich dort hin zu stellen.
Dabei achtet keiner auf den blauen Parkausweis oder fragt höflich, sondern beschließt, dass die Jugend von heute nun so dreist geworden ist sogar behinderten Menschen die Parkplätze zu klauen.
Vielleicht kommt es durch das allgemeine Symbol, aber so oder so, verbindet die Menschheit jeglichen Nachtteilsausgleich, der im Sinne der kerngesunden natürlich ein reiner Vorteil ist, mit jemandem der im Rollstuhl sitzt und so gesehn kaum noch selbständig ist. Wenn ich gerade keine Beschwerden habe, lasse ich den Rollstuhlfahrern auch Vorrang!
Ich weiß selber sehr gut wie es ist, im Rollstuhl zu sitzen, weil ich nach meinen Amputationen nicht sofort los laufen konnte, sondern selber auf einen Kinderrollstuhl angewiesen war. Glücklicherweise hatte ich aber die Hoffnung wieder aufstehen zu können, worum mich sicherlich einige in der Rolli-Sportgruppe beneidet haben. Menschen kennen zu lernen, die ihre Beine noch haben, sie aber nicht nutzen können, bringt mich dazu mein Leben zu schätzen und froh zu sein, dass meiste noch zu können.
Genau das rufe ich mir auch im Strandurlaub in Erinnerung:
Ich spüre den weichen Sand nicht mit den Füßen, aber ich kann mich hinsetzen und ihn mit den Händen fühlen. Und ich kann ins Meer laufen und schwimmen so viel ich will.
Deswegen hoffe ich, dass einige die mich anschauen, mich nicht bemitleiden sondern ihre Gesundheit zu schätzen wissen und mit mir froh sind, dass Leben genießen zu können, auf die best mögliche Art und Weise!